Premiere: 19.12.2010/ Landestheater Schleswig-Holstein/ Großes Haus

Irrfahrt in eine gekachelte Unterwelt

„Der Fahrplan ist gut durchdacht und macht klar: Der globalisierte Kapitalismus ist deutlich kälter als der, der sich noch gegen die kommunistische Alternative behaupten musste. Das machen zahlreiche Anspielungen auf „Hartz IV“, Rasterfahndung, Ausländerfeindlichkeit oder die Abwicklung von Ost-Betrieben deutlich. Schon die Ausstattung repräsentiert diese Kälte. Diese schlichte gekachelte U-Bahnstation wirkt weitaus heruntergekommener, als es viele Hauptstadtmäßig aufgeputzten Berliner Haltestellen heute sind, - und hat etwas Höhlenartiges. (...)
Überhaupt: In dieser „Linie 1“ wirkt so manche Figur noch kaputter, noch schriller, noch durchgeknallter, noch überzeichneter als man es von anderen Inszenierungen gewohnt ist. Damit wird der Kontrast zur Natürlichkeit der Hauptfigur (als „Mädchen“ einfach großartig: Nina Mohr) nur noch schärfer. (...)
Kein Wunder also, dass das Publikum die Premiere begeistert feierte.“ Schleswiger Nachrichten/ 21.12.2010

Regisseurin Katrin Herchenröther verlieh dem Kult-Musical "Linie 1" aktuellen Witz und neuen Charme. (..) "Linie 1" zeigte dem großen Publikum zweieinhalb Stunden lang einen Ausweg aus dem Alltag, nach dem auch die Protagonisten auf der Bühne suchten.(...) Zu Beginn der Aufführung zeigt sich noch der Egoismus der Großstädter in dem "U-Bahn-Blues", der stimmlich, aber vor allem inhaltlich überzeugte. Die Inszenierung greift viele Probleme auf - Rassismus, Drogenabhängigkeit und die Frage nach dem Sinn des Lebens - und behandelt sie mit Ernsthaftigkeit, Parodie, Witz und Gefühl. (...) Denn vor allem der Ausdruck "lebende Leiche" beschäftigt das ganze Stück über die Protagonisten. In einer Welt, in der man immer warten muss - warten auf die U-Bahn, warten auf den Partner, warten auf das Leben -, versuchen die Menschen, den Sinn in ihrem Dasein zu erkennen.

"Linie 1" gibt dem Publikum einen Einblick in die Vielzahl der menschlichen Individuen und lässt uns am Ende erkennen, dass wir trotz aller Unterschiede doch irgendwie zusammen gehören. Jetzt fehlt uns nur noch der "Mut zu träumen".“Lippische Landeszeitung, 25.03.2011

"Linie 1" ist immer noch ein tolles Stück!

(...) Kann "Linie 1" die Zuschauer von heute auch noch in seinen Bann ziehen? Die Inszenierung des Landestheaters bewies: Es kann, wenn es moderat verändert und aktualisiert wird, die Vorlage aber weitgehend erhalten bleibt.(...)
Vor allem aber waren es die zeitlosen "Typen", die wieder gefangen nahmen, und die Regie und Ensemble in Sprache und Gesang so gut gelangen. Die Zuschauer ließen sich auf die bekannte Geschichte ein (...). Es gab manchen weichen Kern hinter rüdem Verhalten zu entdecken. Und genau das war die Stärke der Revue, die Stärke der Inszenierung von Katrin Herchenröther, die Stärke des ganzen Ensembles. Zwölf Schauspieler schlüpften in ungezählte Rollen, verwandelten sich in immer neue Personen. Figuren, die zu Beginn der Geschichte nur "Typen" waren, wurden im Laufe der Aufführung zu Individuen, an deren Schicksal man Anteil nahm. Die temporeiche Teamarbeit erhielt lang anhaltenden, starken Applaus. "Linie 1" ist immer noch ein tolles Stück!

  1. 18.Oktober 2011 HOLSTEINISCHER COURIER


Regie: Katrin Herchenröther
Musikalische Leitung: Sven Kerschek
Choreographie: Miguel Cartagena

Ausstattung: Udo Hesse

Ensemble:
Andrea Beckmann/ Yevgenia Korolov/ Ingeborg Losch/ Nina Mohr/ Katrin Schlomm/ Maria Steurich/ Jürgen Böhm/ Manuel Jadue/ Michael Kientzle/ Nicolas Menze/ René Rollin/ Reiner Schleberger


Fotos: copyright Henrik Matzen

 

Linie 1

von Volker Ludwig & Birger Heymann